Was tun bei Lampenfieber?

Schwitzige Hände, flache Atmung, nervöse Bewegungen vor Auftritten oder Präsentationen – wer kennt es nicht. In solchen Situationen hat man oft mit Lampenfieber zu kämpfen. Dieses Gefühl von Angst und Nervosität hat zwar seinen natürlichen Nutzen, trotzdem gibt es Hilfsmittel, mit denen man Lampenfieber abschwächen kann, um den bevorstehenden Auftritt souverän zu meistern.

So unangenehm und hinderlich Lampenfieber in der Situation sich auch anfühlen mag – es hat einen bedeutsamen, biologischen Hintergrund. Ich habe Dr. Marlene Penz gefragt, was bei Lampenfieber im Körper vor sich geht. Sie forscht an der Johannes-Kepler-Universität in Linz im Bereich Stress – ihr zufolge ist Lampenfieber eine Stresssituation. Dabei spielen zwei wichtige Bestandteile des autonomen Nervensystems eine große Rolle: Der Sympathikus und sein Gegenspieler, der Parasympathikus. Befindet man sich in einer Stresssituation, so zum Beispiel vor einem Auftritt vor Publikum, ist der Sympathikus verstärkt aktiv. Fast sämtliche Organe im Körper sind über den Sympathikus mit Nerven ausgestattet, wodurch typische Symptome wie Zittern, Herzrasen oder Schweißausbrüche auftreten.
Gleichzeitig werden Organe gehemmt, die in der Stresssituation nicht relevant sind. Es werden Hormone wie Cortisol (bekannt als „Stresshormon) sowie die Katecholamine Adrenalin und Noradrenalin ausgeschüttet. So kann es bei Stress beispielsweise zu Magenschmerzen kommen, da der Körper seine Ressourcen anderswo einsetzt. „Unser Körper ist auf den ständigen Wechsel aus Symapthikus (Stress) und Parasymapthikus (Entspannung) ausgerichtet und kann damit gut umgehen, solange der Stress bewältigbar und die Dauer nicht chronisch ist“, so die Expertin Marlene Penz.

Wie alle Stressreaktionen hat auch Lampenfieber einen biologischen Nutzen. Unmittelbar vor einem Auftritt befindet man sich in einer Fight-or-Flight Reaktion: Um sich der vermeintlichen Gefahr entweder stellen oder flüchten zu können, mobilisiert der Körper seine Ressourcen möglichst effizient. „Kurzzeitig verbessert sich beispielsweise die Immunabwehr und Wundheilungsprozesse, die kognitive Leistung (u.a. Konzentration, Aufmerksamkeit) und die Reaktionsfähigkeit.“ Man darf und soll Lampenfieber also durchaus als etwas Positives anerkennen.

Nicht jeder erlebt Lampenfieber gleich stark – individuelle Unterschiede sind neben der Physiologie eines Menschen auch auf dessen Erfahrung, Bewältigungsstrategien oder dessen Persönlichkeit zurückzuführen.

Weiß man, wozu das Lampenfieber da ist und dass es einem nichts Böses will, lässt es sich um einiges leichter damit umgehen. Darüber hinaus gibt es konkrete Tipps, die Du befolgen kannst, um die Aufregung vor einem Auftritt zu mindern:

  • Genüssliches Gähnen und tiefes Seufzen helfen gegen den Frosch im Hals und lösen das Engegefühl im Hals und Brustkorb.
  • Bei Kurzatmigkeit wirkt Schnupper-Atmung: Dabei atmest Du durch die Nase ein, als würdest Du schnuppern. Sobald die Lungen ganz gefüllt sind, atmest Du in einem Schwung durch den Mund aus. Nach einer möglichst langen Pause holst Du erneut Luft und wiederholst die Übung.
  • Bei zitternden Händen hilft es, diese fest aneinander zu pressen.
  • Bewegung lockert auf und verhindert, dass Du vor Angst erstarrst. Dazu kannst Du etwa im Raum umhergehen.

Quellen:
Dr. Marlene Penz, JKU Linz
https://www.aok.de/pk/magazin/wohlbefinden/stress/magenschmerzen-durch-stress-das-koennen-sie-tun/ (letzter Zugriff: 14.03.2022)

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