Die Angst vorm Telefonieren überwinden

In Zeiten von Digitalisierung und Pandemie fällt es immer mehr Menschen schwer, zum Telefon zu greifen. Was auf den ersten Blick nach einer unbedeutenden Kleinigkeit aussieht, bereitet vielen jedoch Kopfschmerzen – in manchen Fällen führt es sogar zu Angst.

Eine Form der Kommunikation erlebt seit Jahren eine Renaissance: das Schreiben. Früher wurden Briefe auf Papier geschrieben, heute verständigt man sich via SMS, WhatsApp oder E-Mail. Dass persönliche oder telefonische Gespräche dabei verstärkt in den Hintergrund rücken, ist kein Wunder. Ist es doch viel bequemer, kurz eine Nachricht abzutippen, als jemanden extra anzurufen. Kommunizieren wir nur mehr schriftlich, zieht das jedoch einen großen Nachteil mit sich: Wir verlernen das Telefonieren.

Sowohl im Berufs- als auch im Alltagsleben kann man Telefonaten nicht immer aus dem Weg gehen. Man sollte daher keine allzu große Abneigung gegenüber dem Telefonieren entwickeln. Natürlich gibt es viele Gründe, warum Telefonieren etwas beängstigend ist. Man erhält stets eine unmittelbar folgende Reaktion des Gesprächspartners, man kann nicht beliebig lange über eine Antwort nachdenken und was einmal gesagt ist, kann nicht mehr rückgängig gemacht werden. Eine Nachricht zu schreiben, scheint da viel angenehmer zu sein: Wenn man so will, überdenkt man die Antwort tagelang, überarbeitet sie regelmäßig und sendet sie erst wohlüberlegt ab. Sollte man sich mit dem Geschriebenen doch nicht wohlfühlen, schickt man eben noch eine Rechtfertigung hinterher oder löscht die Nachricht ganz.
Das ist aber nicht wie Kommunikation funktioniert. Kommunikation ist ein Geben und Nehmen. Man sendet Signale aus – ob verbal oder körperlich – und empfängt jene des Gegenübers. Führt man ein angenehmes Gespräch, läuft das ganz intuitiv und ungezwungen ab. Noch dazu verleiht unsere Stimme dem Gesagten den nötigen Feinschliff und bringt Nuancen in unserer Stimmung zum Vorschein. All das, all die Kraft unserer Stimme, geht verloren, wenn wir schriftlich kommunizieren. Es lohnt sich also definitiv, einmal zum Hörer zu greifen, anstatt eine SMS zu schreiben.

Was man gegen die Angst vorm Telefonieren tun kann, könnte nicht offensichtlicher sein: telefonieren! Das bedeutet nicht, dass Du gleich sämtliche berufliche Konversationen aufs Handy umlegen musst. Solltest Du wirklich große Schwierigkeiten mit Telefonaten haben, hilft es schon die beste Freundin anzurufen und sie per Handy um ein Treffen zu bitten, anstatt ihr eine Nachricht zu schicken. Mit Menschen, die einem nahestehen, kann man das Telefonieren ganz gemächlich und auf vertrautem Terrain (wieder) erlernen. Vielleicht entdeckt man sogar die Freuden daran, die Stimme des jeweils anderen zu hören. Schließlich gibt es uns ein gutes Gefühl, wenn wir die Stimme einer vertrauten, uns nahestehenden Person wahrnehmen.
Zudem lässt sich telefonisch um einiges effizienter kommunizieren – kurz anrufen und wenige Minuten später hat man ein Treffen vereinbart. Verabredet man sich über WhatsApp dauert es oft Tage, bis man einen Termin findet, der beiden Seiten in den Terminplan passt.
Oft hilft es außerdem, sich selbst ins kalte Wasser zu stoßen und einfach auf die Anruftaste zu tippen, bevor man es sich anders überlegt. Direkte Konfrontation ist sehr effektiv, wenn es darum geht, Gefühle von Angst langfristig zu vermindern.

Die schönste Art der Kommunikation ist und bleibt natürlich das persönliche Gespräch. Da das leider nicht immer möglich ist, sollte man die Möglichkeit des Telefonierens jedoch wertschätzen. Ein (Video-)Telefonat kommt schließlich noch am ehesten an eine klassische Konversation heran.
Es lohnt sich immer, seine Stimme zu nutzen. Auch, wenn man nicht persönlich mit jemandem sprechen kann. Daher: nur Mut zum Hörer! Es wird sich sicherlich lohnen.

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